An dieser Stelle sammeln wir aktuelle Initiativen von Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld, die Bezug zum Krieg in der Ukraine haben. Der Artikel wird fortlaufend aktualisiert.
+++ 09.05.2022
Studie erhebt Meinungen zum Krieg in der Ukraine
Das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld startet eine Umfrage zu den Meinungen und Erfahrungen von Bürger*innen zum Krieg in der Ukraine. An der Bielefelder Friedensstudie (BIEFrie) können alle teilnehmen, die an der Forschung interessiert sind. Die Studie ist wissenschaftlich unabhängig und wird nicht von Dritten finanziert. Sie dient einer genaueren Einschätzung der Ansichten zum Krieg und Möglichkeiten für den Frieden. Von der Erhebung erwartet sich das Studienteam Anstöße für die gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Die Teilnahme an der Umfrage ist online möglich.
+++ 28.04.2022
Öffentliche Gesundheit in Kriegszeiten
Im Mai startet eine fünfteilige Online-Seminarreihe zum Thema „Public Health in Times of War“, organisiert von Gesundheitswissenschaftler*innen der Universität. Thema der englischsprachigen Seminarreihe sind öffentliche Gesundheit und Gesundheitsrisiken in Europa mit Blick auf den Ukrainekrieg.
Bis vor kurzem wurde Krieg in Europa als Problem der Vergangenheit betrachtet. Das hat sich spätestens mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine geändert. Auch an gesundheitswissenschaftlichen Fakultäten und Ausbildungsstätten, die sich unter dem Dach der „Association of Schools of Public Health in the European Region“ (ASPHER) organisieren, wurden Krieg und seine Folgen auf die öffentliche Gesundheit bisher wenig thematisiert. Der Ukrainekrieg und die Kriegsverbrechen Russlands gegen die Zivilbevölkerung machen eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik jetzt notwendig.
In der Seminarreihe geht es um Themen, die in den Lehrplänen im Bereich Public Health bislang fehlten. Die Dozierenden bewerten die Situation in der Ukraine und europäischen Ländern hinsichtlich der Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung. Hierbei ziehen sie Parallelen zu vergleichbaren Herausforderungen in anderen Kontexten und Weltregionen.
Die Fakultät für Gesundheitswissenschaften organisiert das englischsprachige Format in Zusammenarbeit mit der ASPHER.
Das Seminar findet jeweils mittwochs von 18 bis 19 Uhr per Zoom statt. In der ersten Veranstaltung am 18. Mai referiert Professor Dr. Samer Jabbour von der American University Beirut (Libanon) zum Thema „How do we approach health in twenty-first century wars?”. Referierende der Universität Bielefeld in der Seminarreihe sind Professor Dr. Oliver Razum und Dr. Yudit Namer, an der Organisation ist zudem Lisa Wandschneider beteiligt.
Das Programm der Seminarreihe sowie weitere Informationen zur Anmeldung finden sich hier: bit.ly/3vvSSQD.
+++ 01.04.2022
Militärische Besatzung als europäische Erfahrung
Eine Tagung soll kommende Woche die literarische und kulturelle Darstellung der Besatzung als europäische Erfahrung einordnen. Initiator ist der Literaturwissenschaftler Dr. Matthias Buschmeier von der Universität Bielefeld. Er richtet die Konferenz mit seiner Fachkollegin Professorin Dr. Jeanne E. Glesener von der Universität Luxemburg aus – unter dem Titel „European Literatures of Military Occupation 1938-1955“ (Europäische Literaturen militärischer Besatzung 1938-1955).
14 Vorträge stehen auf dem Programm der Tagung vom 4. bis 7. April in der Villa Vigoni, Deutsch-Italienisches Zentrum für den Europäischen Dialog am Comer See. Die Vortragenden kommen aus sieben Ländern, darunter Georgien und Lettland. Zum Abschluss gibt es ein Round-Table-Gespräch mit Jeroen Olyslaegers, Autor des Romans „Weil der Mensch erbärmlich ist“ (Durchstreichung im Original). Darin thematisiert der Belgier die Besatzungserfahrung in Antwerpen im Zweiten Weltkrieg.
„Was es bedeutet, unter einer militärischen Besatzung zu leben, ist heute für viele kaum mehr vorstellbar, obwohl es nahezu für alle europäischen Bevölkerungen im 20. Jahrhundert eine zentrale kollektive Erfahrung war“, sagt Matthias Buschmeier. „Leben unter Besatzung bedeutet, einer kaum zu bewältigenden Komplexität von Alltagserfahrungen ausgesetzt zu sein, die durch Gewalt, Angst, Überlebenswillen bei Unsicherheit aller sozialer Beziehungen, moralischem Dilemma und daraus resultierenden Schuld- und Schamgefühlen gekennzeichnet ist – aber auch von Mut und Widerstandswillen. Die Literatur kann dafür einen Artikulations- und Imaginationsraum bereitstellen, der uns heute noch Zugang zu diesen Erfahrungen bietet. Wer diese Literatur liest, wird besser verstehen können, was es für Menschen bedeutet, wenn eine militärische Macht sich in ihrem Land festsetzt und auch jenseits der Kampf- und Kriegshandlungen, die unsere Medienberichterstattung heute oft bestimmen, auf den Lebensalltag einwirkt.“ Die Konferenz ist Teil einer Tagungsreihe, die der Kernforschungsbereich „Migration and Inclusive Societies“ an der Universität Luxembourg gemeinsam mit der Villa Vigoni organisiert. Eine kostenlose Online-Teilnahme ist möglich, Anmeldung auf der Tagungsseite.